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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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ANARCHIE UND PERFEKTION – Porträt von Lavinia Nowak in der Theater heute 2/2025

January 30, 2025 Martin Pesl

© Lalo Jodlbauer

Die Schauspielerin Lavinia Nowak

Der „Camino Real“ ist für Lavinia Nowak ein weiter Weg in die Freiheit. Am Wiener Volkstheater vermengt die Regisseurin Anna Sophie Mahler etliche Ensemblemitglieder mit der berühmten US-Band Calexico auf der Bühne zu einer recht konzertanten Inszenierung von Tennessee Williams’ seltsamstem Stück.  

Sich neben solchen Schwergewichten zu profilieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit, erst recht, wenn man wie Nowak den Großteil der Aufführung hinter einem Gazevorhang verbringt. „Ich darf nicht mitspielen“, berichtete sie betrübt bei einer Begegnung während der Probenzeit. Dass ihr Kopf bisweilen – verfremdet blaugesichtig – auf einer acht Meter hohen Leinwand zu sehen ist, befriedigte die 29-jährige Schauspielerin kaum. „Ich habe so viele Ideen!“ Zum Beispiel, dass ihre Esmeralda einen Klumpfuß hat.

Erst spät im Stück bekommt die aus Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“ entlehnte Figur eine ausführliche Dialogszene. Bis dahin diente die Tochter der Wahrsagerin (die Berufsbezeichnung ersetzt das Z-Wort der ursprünglichen Fassung) ihrer Mutter und Zuhälterin nur als Demonstrationsobjekt: Der Mond könne Esmeraldas Jungfräulichkeit wiederherstellen, prahlt sie. Für den Protagonisten, den Boxer Kilroy (Stephan Kevi), lüftet sie dann erstmals ihren Schleier, begleitet von tiefgründigen Gesprächen über Klassenkampf und Dialektik. Da passiert es: Lavinia Nowak weckt den Zuschauer aus dem schwelgerischen Musikgenuss auf. Wie ein Kind, das einem VR-Programm entflohen ist, zeigt sie Gefühle, echte Neugier, Trotz, schillernde Naivität („Guck mal, Mutti, eine Träne!“) und eine Prise Pathos, bevor Bühnenmutter Anke Zillich sie mit einem „Trink deinen Kakao aus!“ wieder auf ihren Platz verweist.

Natürlich hat sie mitgespielt, und wie! Auch das leichte Humpeln war da. Wer nicht davon wusste, dem ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Egal. „Für mich ist diese kleine Anarchie sehr wichtig“, so Nowak. „Die legt einen kreativen Schalter um. Muss gar niemand merken.“ Subtile Rebellion, das ist ihre Strategie, seit sie mit der Spielzeit 2020/21 ihr Erstengagement am Volkstheater in der Direktion Kay Voges antrat. Voges, mit dem Nowak Ende der Spielzeit ans Schauspiel Köln weiterzieht, punktete hier durch den experimentellen Einsatz von Technik in einem frisch renovierten Gebäude. Auch sein Ensemble wird bejubelt, nicht zuletzt für den Umgang mit dieser Technik und dafür, Bühne und Leinwand gleichermaßen auszufüllen.

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In Autor Tags Theater, Porträt, Theater heute, Volkstheater, Wien

KULTUR HEUTE – Kritik aus dem Volkstheater Wien im Deutschlandfunk

January 26, 2025 Martin Pesl

Lavinia Nowak, Annika Meier © Marcel Urlaub/Volkstheater

„Eine Art Arztpraxis, die aber in eine wilde Heidelandschaft übergeht.“ So schreibt Elfriede Jelinek die Szenerie im ersten Akt ihres frühen Stückes „Krankheit oder Moderne Frauen“ vor. Und tatsächlich rotiert auf der grellroten Drehbühne ein Gynäkologiestuhl herein, dahinter hängt ein Landschaftsgemälde. Ein aberwitziges Geschehen wird hier seinen Lauf nehmen, über Vampirismus und Häuslichkeit, Männer- und Frauensolidarität. Doch anders als im Text vorgesehen, eröffnet Claudia Bauer ihre Inszenierung nicht mit der Verlobung des Frauen- und Zahnarztes Doktor Heidkliff mit der Krankenschwester Emily.  

Erst darf sich im Orchestergraben der Wiener Schmusechor einsingen. Dann erklingen, gesprochen von Nick Romeo Reimann in Gestalt eines komplett weiß geschminkten und gekleideten Clowns, ganz grundsätzliche Worte der Autorin zum Theater. Sie stammen aus ihrem Essay „Ich möchte seicht sein“, der etwa zeitgleich mit dem Drama entstand.

Conférencier: Ich will nicht spielen und auch nicht anderen dabei zuschauen. Wie entfernen wir diese Schmutzflecken Schauspieler aus dem Theater? Sperren wir sie einfach aus!

Doch die Schauspieler werden nicht ausgesperrt, im Gegenteil, sie erobern die Bühne und machen ein Fest aus der bissigen Satire.

Weiterhören:

Kultur heute
Moderation: Doris Schäfer Noske
Sonntag, 26. Januar 2025, 17:30 Uhr
Deutschlandfunk

In Autor, Sprecher Tags Deutschlandfunk, Theater, Kritik, Volkstheater, Wien, Jelinek

FRAUCHEN IS A BISSL BISSIG – Nachtkritik aus dem Volkstheater Wien

January 25, 2025 Martin Pesl

Nick Romeo Reimann © Marcel Urlaub/Volkstheater

Vor 35 Jahren provozierte dieses Jelinek-Stück einen Angriff auf die damalige Volkstheater-Direktorin. Nun schickt Claudia Bauer einen Schmusechor auf die Bühne, um die alten Wunden zu heilen. Auch Elfriede Jelinek selbst hat einen Auftritt. So hat man sie noch nicht erlebt.

25. Januar 2025. Elfriede Jelinek und der Wiener Schmusechor, das ist doch eine überraschende Paarung. Sie: niemals kuschlig, er: zum Dahinschmelzen lieb. Die Neujahrskonzerte der etwa 50-köpfigen Truppe von Dirigentin Verena Giesinger im Wiener Volkstheater waren ausverkauft und dem Vernehmen nach geradezu magisch.

Nun sind Giesinger und einige ihrer Sänger:innen hierher zurückgekehrt, um ausgerechnet ein Stück der bissigen Nobelpreisträgerin klanglich zu untermalen. In eleganten Abendkleidern (auch die männlich gelesenen Mitglieder) nehmen sie anfangs im Orchestergraben Platz und stimmen auf Claudia Bauers Inszenierung von "Krankheit oder Moderne Frauen" ein. Schon 1990 lief dieses Stück als eine der ersten Jelineks auf der großen Volkstheater-Bühne. Ein Mann griff deshalb die damalige Direktorin Emmy Werner auf der Straße an und wollte sie würgen.

Der Beginn des Kalauerns

Jelineks Werke waren schon harte Brocken, bevor sie zur tagesaktuellen Textfläche überging. Es gibt zwar Figuren, aber die reden kaum miteinander, stoßen eher frontal Selbstbeschreibungen in einer bereits schleichend vom Kalauervirus befallenen Sprache aus. Hier sind dies der Gynäkologe/Zahnarzt Heidkliff und seine Arzthelferin/Verlobte Emily, die schriftstellerische Ambitionen hegt und außerdem Vampirin ist, sowie der Steuerberater Hundekoffer samt schwangerem Hausmütterchen Carmilla. Letztere wird im Zuge ihrer sechsten Geburt von Emily untot gebissen und zu deren Geliebter.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Volkstheater, Wien, Jelinek

KOMPLEXE GEFÜHLE – Kritik aus dem Staatstheater Nürnberg in der Theater heute 1/25

December 27, 2024 Martin Pesl

Ekaterina Zeynetdinova, Stephanie Leue © Konrad Fersterer

Auch Rieke Süßkow inszeniert Eugene O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ in einer entschiedenen Lesart: wort-, aber nicht sprachlos in einer Instrumentalversion am Staatsschauspiel Nürnberg

Vor etlichen Jahren gab es am Burgtheater einmal eine Inszenierung von Eugene O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. Andrea Breth hatte Regie geführt, Schauspielkapazunder wie August Diehl und Sven-Eric Bechtolf wateten durch eine seichte Wattmeereslandschaft. Vier Stunden zog sich wortreich das Leid der Familie Tyrone, und der Autor dieser Zeilen überschrieb seine damalige Kritik mit dem Spruch „Alles schon gesagt, aber noch nicht von allen“. 

Zu einem ähnlichen Schluss dürfte die Regisseurin Rieke Süßkow gekommen sein, als sie den Text des US-amerikanischen Dramatikers (1888–1953) für ihre zweite Inszenierung am Schauspiel Nürnberg vorgelegt bekam. Nun kennt man das ja vielleicht von intensiven Streits mit den Lieben: Alle meinen es gut, man versucht, komplexe Gefühle auszudrücken und sich verständlich zu machen, die Nacht nimmt kein Ende, obwohl allen Beteiligten dämmert, dass es am besten wäre, jetzt nichts mehr zu sagen und schlafen zu gehen. Da nutzt es auch nichts, dass die Psychoanalyse uns schon seit über hundert Jahren vieles über uns selbst bewusst macht. 

„Long Day’s Journey Into Night“, ein Familiendrama für vier Personen (eigentlich fünf, nur wird das Hausmädchen meist gestrichen – Andrea Breth bildete auch hier die Ausnahme), spiegelt das Schicksal des US-amerikanischen Autors selbst. 24-jährig lehnte sich O’Neill gegen seinen autoritären Vater auf, ebenso tut dies im Stück der jüngere Sohn Edmund, und auch das Jahr 1912 ist gleich. Als O’Neill das sehr persönliche Werk niedergeschrieben hatte, verfügte er, es möge erst 25 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden. Seine Witwe genehmigte die Uraufführung dann aber bereits 1956. Sie traf einen Nerv: „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ ist bis heute der meistgespielte O’Neill. Gerade in Europa kehrt er in Wellen immer wieder und inspiriert ausgeprägte Regiehandschriften.

Besonders radikal ist jene von Rieke Süßkow – selbst für ihre eigenen Verhältnisse. Süßkows Nürnberg-Debüt, das Werner Schwabs Fäkaliendrama „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“ ins Milieu der Schießbudenfiguren verlagerte, hatte die einzigartige Sprache des Grazer Autors zum Glänzen gebracht und dem Haus seine erste Einladung zum Theatertreffen beschert. Im „Theater heute“-Jahrbuch 2024 äußerte die Regisseurin dann ihre Verärgerung darüber, dass die Theater zu Textmuseen verkommen.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Theater heute, Bayern, Deutschland
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