• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

WIEDERGELESEN: HINTER STACHELDRAHT – Klassikerrezension in der Buchkultur 218

March 5, 2025 Martin Pesl

Kaum war der jüdische Schriftsteller Heinz Liepman aus Nazi-Deutschland raus, erschütterte er die Welt mit einem Tatsachenroman. Dessen Neulektüre kommt gerade recht.

Albert Einstein hatte es begriffen. Der Physiker schrieb an Heinz Liepman über dessen Ende 1933 erschienenen Tatsachenroman „Das Vaterland“, „dass es die bedeutendste Publikation ist, die mir über Hitlerdeutschland zu Gesicht gekommen ist“. Die Ermutigung erreichte den Autor allerdings in Haft. Nicht in Deutschland, dort konnte er sich nicht blicken lassen, als Jude nicht und nach den schonungslosen Schilderungen des Hamburger Alltags seit Hitlers Machtergreifung erst recht nicht, sondern in den Niederlanden. Sogar in der eigentlich wohlgesonnenen Kulturnation hatte man etwas zu beanstanden: Wegen Beleidigung eines befreundeten Staatsoberhauptes war Liepman zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden. Präsident Hindenburg kommt in seinem Text nicht gut weg.

„Ich stehe mit meiner Ehre, meiner Existenz und meinem Leben dafür ein, dass alle Geschehnisse dieses Buches Tatsachen sind“, schreibt er, damals noch unter seinem Geburtsnamen mit dem Doppel-n, das er erst später in den USA zu Assimilierungszwecken halbieren sollte. Personen, Daten und Reihenfolgen wurden freilich verändert, und wenig von dem Geschilderten dürfte dem damals einigermaßen bekannten Publizisten, Dramatiker und Romancier selbst passiert sein. So war Liepman zwar nie im KZ, sein Alter Ego Martin entkommt dennoch am Ende als Einziger aus dem Konzentrationslager Wittmoor.

Die bewusste Abkehr von der Kunst – kein Roman solle das Buch sein, sondern ein Pamphlet, so das Vorwort – führt zu interessanten Perspektiven. Anfangs ist es ein Ich-Erzähler, der das Anlegen des Dampfers „Kulm“ nach monatelanger Abwesenheit und die Rückkehr seiner Besatzung in ein völlig verändertes Hamburg begleitet. Diese persönliche Stimme meldet sich später nur noch selten, etwa mit rührend pathetischen Liebesbezeugungen an Deutschland, zu Wort. Dafür springt die Erzählung zwischen dem jüdischen Schiffskoch Arthur, seiner einstigen Geliebten Margit und anderen Figuren hin und her – hauptsächlich solchen, denen das neue Regime das Leben schwer bis unmöglich macht und die dies kaum fassen können. Einmal wird in einer Zeitung ein Autor namens Liepman antisemitisch verunglimpft – diese Passage war eins zu eins aus dem Leben gegriffen.

Weiterlesen in der Buchkultur 218

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Krieg, Deutschland

KEINE ZEIT FÜR CHARME – Kritik aus dem Burgtheater in der Theater heute 3/2025

March 4, 2025 Martin Pesl

Markus Scheumann, Katharina Lorenz, Michael Maertens © Tommy Hetzel

Barbara Frey Inszeniert im Burgtheater Molières „Der Tartuffe“

Es regnet. Im ersten Moment, als der Vorhang über dem Haus von Orgons Familie aufgeht und ein Klavier samt Spieler neben einem von sturzbachartigen Wassermassen getrübten Panoramafenster freigibt, könnte man noch meinen, eine noble Hotellobby mit Wasserfall vor sich zu haben. Doch die wenigen Lampen flackern, und schon bald trippelt die erste Gestalt mit Regenschirm hinter der Scheibe vorbei. Nein, von großzügiger Gastlichkeit, Protz und Prunk kann hier keine Rede sein. Die Tapeten an den verschiebbaren Wänden wiederholen dasselbe nichtssagende Muster in gedrungenen Farben. Ziemlich finster ist es hier, die Stimmung gedrückt. Und es regnet. Die ganze Zeit.

Wir sind bei Molière, dem Komödiendichter. Aber wir sind auch in einer Inszenierung von Barbara Frey. Dass es in diesem „Tartuffe“ also nicht flott und heiter zugeht, sondern bedächtig und schwarz, war zu erwarten. Die ehemalige Intendantin des Schauspielhauses Zürich und der Ruhrtriennale war in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig am Wiener Burgtheater tätig. Atmosphärisch besonders perfekt passten ihre präzise, aber sparsam ausgeleuchteten Kollaborationen mit Bühnenbildner Martin Zehetgruber und Lichtdesigner Reinhard Traub in die Direktion Martin Kušej (2019–2024). Wenn der neue Burg-Direktor Stefan Bachmann also versucht, vom Dunklen ins Helle zu kommen, bremst seine Schweizer Landsfrau Frey eher. Dafür liefert sie ihre Charakterstücke in Moll verlässlich mit höchster handwerklicher Qualität ab.

Dramaturgisch ist „Der Tartuffe“ durchaus unkonventionell. Die Handlung setzt abrupt ein. Orgon hat den frömmelnden Tartuffe bereits vor Stückbeginn wie einen Bruder bei sich aufgenommen und den Plan gefasst, ihm sein Vermögen und seine Tochter zu geben. Außer dem Hausherrn und seiner Mutter Madame Pernelle fällt niemand in der Familie auf die Masche des Betrügers herein – das Publikum hingegen weiß schon aufgrund des vollen Stücktitels, dass er einer ist: „Der Tartuffe oder Der Betrüger“ (wahlweise: „... oder Der Heuchler“). Da erst im dritten von fünf Akten der bis dahin schon vielfach Besprochene selber auftritt, hat er gar keine Chance, auch die Zuschauenden mit einer Charmeoffensive um den Finger zu wickeln.

Weiterlesen in der Theater heute 3/2025

In Autor Tags Theater, Kritik, Theater heute, Burgtheater, Wien

ANTIHELD IN TIROL – Rezension des neuen Romans von Thomas Arzt in der Buchkultur 218

March 3, 2025 Martin Pesl

Der Oberösterreicher Thomas Arzt schickt in „DAS Unbehagen“ einen Lehrer in die Abgründe der Natur.

Die männliche Midlife-Crisis, sie muss nicht mit jungen Frauen und teuren Autos einhergehen, es geht auch so: Seit drei Jahren lebt der Deutschlehrer Lorenz Urbach von seiner Frau getrennt, als eine aufgeweckte Schülerin ihn mit einem Rant darüber irritiert, dass Literatur die Welt mit all ihren Kriegen doch ohnehin nicht besser machen könne. In seiner Freizeit hat sich Lorenz indes in den Fall eines mysteriösen „Monsters“ verbissen, das in den Tiroler Bergen angeblich sein Unwesen treibt. Könnte es sich um seine alte Freundin Theresa handeln? Und plötzlich nimmt eine urwüchsige Kraft von ihm Besitz, er prügelt auf einen Kollegen ein. Während seine Ex Klara, die gemeinsame Tochter Emmi und ein therapeutisch geschulter Freund verständnislos den Kopf schütteln, kann man die seltsamen Gewaltausbrüche als Leser:in extrem gut nachvollziehen, so griffig schildert Thomas Arzt „Das Unbehagen“, das seinem zweiten nicht-dramatischen Werk den Titel gibt.

Weiterlesen in der Buchkultur 218

In Autor Tags Rezension, Buchkultur, Österreich

KULTUR HEUTE – Radiokritik aus dem brut Wien im Deutschlandfunk

February 13, 2025 Martin Pesl

© Alexi Pelikanos

Als die noble alte Dame gemächlich und mit vielen Pausen auf Englisch zu zählen beginnt, ist noch nicht zu ahnen, worauf sie damit hinaus will. Bis sie bei 82 schließlich aufhört und das Publikum versteht: Das ist das Alter von Susanne Kirnbauer-Bundy. Einst war sie Primaballerina des Wiener Staatsopernballetts, manchmal, so sagt sie, träumt sie von ihren alten Rollen, und angeblich, so sagt man ihr, gibt sie noch im Schlaf Kommandos. Die Ausstrahlung von damals hat sie auch im hohen Alter, deshalb ist jede einzelne der vielen kleinen Szenen, die die Choreografin Doris Uhlich mit ihr entwickelt hat, ein vergnüglicher, faszinierender Anblick – und wenn es einfach nur das Zählen in ein Mikro ist.

Wenn Uhlich und Kirnbauer-Bundy gegen Ende von „Come Back Again“ einfach nur beieinander sitzen und miteinander sprechen, erfahren wir, dass die Erste Solotänzerin zu Staatsballettzeiten jeden Drill stillschweigend mitgemacht hat. Bei Uhlich aber, die nackte Beine sehen wollte und sonst allerlei verrückte Ideen hatte, hat sie gelernt Nein zu sagen. Gut für sie. Zum Glück sind aber noch etliche tolle Momente übriggeblieben, die zeigen, was der gedrillte Körper auch nach vierzig Jahren Ruhestand noch imstande ist zu leisten.

Mehr hier:

Kultur heute
Donnerstag, 13. Februar 2025, 17:35 Uhr, Deutschlandfunk

In Autor, Sprecher Tags Tanz, Wien, Deutschlandfunk
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Wiener Festwochen
  • Interview
  • Burgtheater
  • Performance
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Tanz
  • Buch
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl