Auftrag
Tipps zum Hin & weg 2025
Auftraggeber
Falter
Projektinfo
Von Theater bis Musik, Sprachperformance bis Yoga: Mein Aufmacher der Falter:Woche 32/25 bietet diverse Tipps fürs Festival Hin & weg in Litschau (8. bis 17. 8. 2025).
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© Emil Hildebrand
Tipps zum Hin & weg 2025
Falter
Von Theater bis Musik, Sprachperformance bis Yoga: Mein Aufmacher der Falter:Woche 32/25 bietet diverse Tipps fürs Festival Hin & weg in Litschau (8. bis 17. 8. 2025).
© Bart Grietens
In seiner Geburtsstadt Brüssel lernte Alexander Vantournhout erst Zirkuskunst, dann schob er eine zeitgenössische Tanzausbildung hinterher. Bei ImPulsTanz machte seine Compagnie Not Standing im Vorjahr mit dem schwindelerregenden Akrobatikstück „Foreshadow“ auf sich aufmerksam. Dieses Jahr kehrt Vantournhout zum Festival zurück und zeigt etwas völlig anderes: ein kleines, feines Duett mit Bühnenpartnerin Emmi Väisänen. In „every_body“ sezieren die beiden Bewegungen des Alltags, darunter Gehen, Sitzen – und Handschütteln.
Falter: Herr Vantournhout, was hat Handschütteln im Tanz zu suchen?
Vantournhout: Der Handschlag ist etwas sehr Demokratisches. Manchmal kann er übergriffig sein, wenn jemand einen sehr festen Händedruck hat, aber im Prinzip ist er das absolute Minimum an Berührung, auf das wir uns geeinigt haben. Alle wichtigen Leute haben einen choreografierten Handshake, Trump zum Beispiel. Das Interessante ist: Man macht nie die gleiche Armbewegung zurück wie hin, sonst sieht es künstlich aus. Ich habe viel recherchiert, wie ein Handschlag zu komplexeren Griffen mutieren kann. Das wird mitunter recht poetisch, ebenso wie andere Alltagsbewegungen.
Was fasziniert Sie an diesen Bewegungen?
Vantournhout: Gehen zum Beispiel ist etwas extrem Kompliziertes. Es gibt Roboter, die in Wettläufen gegeneinander antreten, aber gegen Menschen haben sie keine Chance. Außerdem verfügen wir alle über einen speziellen Gang. Eine Person ist von weitem anhand ihres Ganges leicht zu identifizieren, aber nicht mehr unbedingt, wenn sie steht. Im Stück bilden meine Kollegin und ich beim Gehen einen Kollektivkörper, halten einander im Gleichgewicht, verschränken die Beine. Es sieht kompliziert aus, fällt uns aber in Wahrheit leicht.
Weiterlesen im Falter 30/25
August 2020: Pesl (links) und Peymann saugen den Teppich des Theaters in der Josefstadt © Heribert Corn
Es war eine Sensation, als bekannt wurde, dass Claus Peymann erstmals am Theater in der Josefstadt inszenierte, jenem Haus, das er früher als schnarchig denunziert hatte. Als er im Vorfeld der Premiere von „Der deutsche Mittagstisch“ dem Falter ein Interview anbot, wunderte das die Alteingesessenen der Redaktion. Seine Zeit als Burgtheater-Direktor dürfte in dieser Zeitung von Skepsis begleitet worden sein.
Ich, Jahrgang 1983 und zu jung, um damit etwas zu tun haben zu können, ging hin. Peymanns Wien-Zeit hatte ich zwar nur peripher erlebt, diese Theaterlegende wollte ich aber kennenlernen. Es war August 2020, der erste Corona-Sommer, und der damals 83-Jährige erwies sich aller falschen Ehrfurcht zum Trotz als zugänglicher Gesprächspartner. Kaum zückte Heribert Corn seine Kamera, posierte der Regisseur ausgelassen mit diversen Gegenständen vor, auf und hinter der Bühne. Wir hatten so viel Spaß, dass selbst Miriam Lüttgemann, Peymanns langjährige Mitarbeiterin in produktionellen Angelegenheiten, von der Heiterkeit ihres Chefs überrascht war.
Mit diabolischem Blick, ein Kreuz in der Hand, landete Peymann auf dem Falter-Cover. Bald darauf kontaktierte mich der Verlag Brandstätter. Man plane ein Buchprojekt, eine Art Autobiografie von Peymann mit Schwerpunkt auf die Burgtheater-Direktion 1986 bis 1999 und seine Sicht auf Österreich.
Der gebürtige Bremer wollte in seiner Jugend zwar Schriftsteller werden, gab diese Ambitionen aber gänzlich auf, sobald das Theatervirus ihn packte. Es brauchte also einen Partner, einen Mix aus Ghostwriter und Ko-Autor. In dieser Rolle konnte sich Peymann den jungen Falter-Journalisten vorstellen, mit dem er da unlängst die Josefstadt unsicher gemacht hatte.
Weiterlesen im Falter 30/25
© Christian Anwander
„Fucking Volkstheater.“ Das Erinnerungsbuch zur fünfjährigen Direktionszeit von Kay Voges könnte keinen passenderen Titel tragen. Und dann ist das „Fucking“ auch noch in dieser altdeutschen Schrift der satirischen Videos und Plakate, mit denen das Volkstheater im Zuge von Wahlkämpfen Haltung gegen Rechts zu zeigen versuchte. Dabei Geschmacksgrenzen bewusst überschreitend, brachte es diejenigen, denen es eh schon zu progressiv war, noch mehr gegen sich auf. „Fucking Volkstheater!“, zischten sie. „Fucking Volkstheater!“, jubelten die anderen und nickten emphatisch im Sinne eines: „Oooh yeah!“.
Dass viele Kay Voges nicht mögen würden, war abzusehen. Dass er so viele andere doch für sich und sein Theater würde gewinnen können, weniger. Als die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den damaligen Chef des Schauspiel Dortmund im Juni 2019 als Nachfolger der eher glücklosen Anna Badora präsentierte, die sie zuvor höflich aus dem Amt geekelt hatte, regierte Skepsis. Voges stammelte etwas von Bier- statt Sektausschank als Markenzeichen eines Volkstheaters und lieferte den erwarteten Versprecher: Er sagte „Volksbühne“.
In Wien hatte man von ihm als Guru des Digitaltheaters gehört (wobei man darunter hauptsächlich verstand, dass Video auf der Bühne vorkommt), während man damals froh sein konnte, wenn im Volkstheater überhaupt analog der Vorhang hochging. Die Auslastungszahlen waren schlecht, und das überalterte Publikum moserte über alles, was nicht seinem Standard biederen, möglichst lustigen Schauspiels entsprach. Wie sollte ein aus dem Ruhrgebiet anreisender „Piefke“ daran etwas verbessern?
Voges legte sich darauf eine unbescheidene, aber höchst elegante Antwort zurecht: Sein Eröffnungsspielplan für das frisch renovierte Volkstheater sah zunächst eine Neuinszenierung von „Der Raum“, Ernst Jandls „szenischem Gedicht für Beleuchter und Tontechniker“, vor. Das Stück kommt ganz ohne Worte aus. Als nächsten Programmpunkt wollte er seine erfolgreiche Dortmunder Inszenierung von Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ für Wien adaptieren.
Weiterlesen in der Theater heute 8/25